Ferien in Korea

Voraussichtlich jedes Jahr fliegen wir nach Korea, zur Familie meiner Frau und zu den Grosseltern unserer Kinder. Dieser Blog erzählt alles, von den Vorbereitungen bis zum Nachklang. Viel Vergnügen!

2005-10-21

Der Wandel in Korea (Update mit Bilder)

Wer öfters nach Korea reist weiss das: wenn der Koreaner etwas unternimmt, geht es nicht lange, und schon ist es fertig. Im 2004 zum Beispiel, war plötzlich der Hauptbahnhof Seoul eine Kunstgalerie, und daneben war ein brandneues Gebäude, wo neu der KTX (koreanischer TGV) abfuhr. Im August 2003 hatte ich von all dem noch nichts gesehen. Sicher haben sie schon vorher gebaut, aber diskret, hinter einem Bauzaun. Und bballi-bballi, wie sie sagen, das heisst rasch-rasch. Und das bedeutet überhaupt nicht, dass die Qualität daran leiden würde. Ich bin einfach immer wieder paff.

So auch dieses Jahr.

U-Bahn zum Incheon Flughafen

Wenn man vom Flughafen -- er befindet sich auf einer Insel -- nach Incheon oder Seoul fährt, benutzt man die 4420m lange Yeongjong Brücke. Sie ist zweistöckig, oben mit 6 Spuren und unten mit zweimal 2 Spuren und dazwischen Platz für U-Bahn Geleise. So war es im 2004. Dieses Jahr waren die Geleise gelegt und ich nehme an, die U-Bahn wird in einem Jahr darüber fahren.

Bahnhof Yongsan

Wenn immer nur möglich gehe ich zum Yongsan Electronics Mall, ein riesengrosses Einkaufszentrum mit nur elektronischen Geräten: Computer und Laptops, Digitalkameras und MP3-Player, Handys und ... Handys. Vom Bahnhof Yongsan gelangt man via eine Passerelle direkt in dieses Einkaufszentrum. Das letzte Mal, war dort alles schmutzig und der Bahnhof war eine grosse Baustelle. Ich hätte aber nie gedacht, dass so ein Riesenzeug daraus wird. Das neue Bahnhofgebäude, das übrigens bereits im Oktober 2004 eingeweiht wurde, ist eigentlich nur nebensächlich ein Bahnhof. Der Komplex heisst "Space 9" und enthält 11 CGV-Kinosääle, Restaurants, Boutiquen und ein riesengrosses Einkaufszentrum mit elektronischen Geräten. Wie im Yongsan Electronics Mall, aber auch Küchengeräte und sonstiges. Angeblich befinden sich über 2000 spezialisierte Shops im Space 9 und an einem Wochenende können dort rund 700'000 Personen vorbeigehen. Einfach beeindruckend.

Seoul City Hall Square

In 2002, als Korea und Japan zusammen die Fussballweltmeisterschaft beherbergten, gingen beeindruckende Fotos um die Welt: ein Platz mit Tausenden koreanischen Fussballfans, in ihrem roten "Be the Reds" T-Shirt. Sie hatten die Autos von den Strassen verbannt und sich auf dem Rathausplatz versammelt. Der Rathausplatz war im Grunde genommen aber gar kein Platz, sondern ein grosser Kreisel mit mindestens 4 Spuren. Und einer ständigen Blechlawine.

2002 war der Rathausplatz ein grosser Kreisel mit einer ständigen Blechlawine2002 war der Rathausplatz ein grosser Kreisel mit einer ständigen Blechlawine


Damals wurde gesagt, dass der Platz in eine Fussgängerzone mit Grünflächen umgebaut wird. Ich dachte nur: wohin mit all diesem Verkehr? Komm schon, das Projekt wird, wenn überhaupt, in 10-15 Jahren fertiggestellt sein. Weit verfehlt.

Dieses Jahr, also genau 3 Jahre später, war der Platz umgebaut. Strassen gibt es zwar immer noch, aber es ist kein Kreisel mehr, direkt vor dem Rathaus verkehren nämlich keine Autos mehr, wie man es im folgenden Foto sieht.

2005, nicht ganz autofrei, aber schon bedeutend ruhiger2005, nicht ganz autofrei, aber schon bedeutend ruhiger


Chonggyechon

Ein Modell vom ChonggyechonEin Modell vom Chonggyechon
Das Wort Chonggyechon ist heute in aller Mund. Die Sensation von Seoul. Vor drei Jahren wurde das Projekt gestartet, hat natürlich die Gemüte erhitzt, aber als Ausländer hat man da nichts mitbekommen. Es wurde mitten in der Stadt, wirklich im Zentrum, eine 4-Spurige Hochstrasse auf mehreren Kilometern abgerissen, weil sie ständig repariert werden musste und darunter, ein Bach wieder ausgegraben -- er wurde in den 60er Jahren aus hygienischen Gründen zugeschüttet. Entlang des Bachs führt ein Fussweg durch ein Mix von Freilicht-Kunstausstellung, Freilicht-Historisches Museum und botanischen Garten. Dort zu spazieren ist nicht leicht, da soviele Leute von der Strasse in diese Oase flüchten. Entfernt man sich etwas vom Zentrum wird es aber angenehmer. Für mich aber bleibt Chonggyechon die Überraschung des Jahres, das Wunder der Koreanischen Energie und ich frage mich immer noch: wo ist all dieser Verkehr hin? Staus um den Chonggyechon gibt es nämlich, trotz fehlender Hochstrasse, keine.

2005-10-04

Umziehen auf Koreanisch

Ich durfte an einem Umzug mithelfen und miterleben, wie man in Korea umzieht.

Vorbereitung:

Die neue Wohnung wird gruendlich geputzt, ein neuer Novilon wird eingelegt. Die alte Wohnung hingegen wird ueberhaupt nicht geputzt, das wird der Nachmieter tun.

Danach kommen die Geldtransaktionen: im Grunde bezahlt man in Korea keine Miete, hinterlegt aber beim Eigentuemer eine betraechtliche Summe Geld (in der Groessenordnung von 10'000 CHF), die er dann hoffentlich sinnvoll anlegt, um Geld daraus zu machen. Wenn ein Mieter vor Vertragsende ausziehen will, muss er einen Nachmieter finden, der dieses Geld zurueckzahlt. Denn der Eigentuemer wird dieses Geld nicht vorzeitig fluessig machen.

Schliesslich muss der kleine Kram eingepackt werden. Nicht in Bananenkartons wie in der Schweiz, sondern in grosse Tuecher und macht Buendel daraus. Oder in Papiertueten oder sonstige Gegenstaende, die dazu dienen koennen. Wenn man in die Wohnung tritt, sieht man es aber nicht an, dass hier ausgezogen wird.

Die Umzugsfirma:

In unserem Fall ist sie mit zwei Pritschenwagen angetrabt (in der Regel sind dies ausschliesslich blaue Hyundai Porter [en] oder Kia Bongo Frontier [en]). Zur Ausstattung dieser Lieferwagen gehoeren auch recht grosse stappelbare Plastikkisten, worin alles verstaut wird, was bisher nicht gut eingepackt wurde. Es wird auch nichts muehsam die Treppe runtergetragen. In zwei-drei Bewegungen werden die Fenster aus den Rahmen genommen, ein Fahrzeug mit ausziehbarem Fliessband erscheint aus dem Nichts und faehrt heran, streckt das Fliessband bis zum Fenster und alles wird ueber diesen Weg zu den Lieferwagen hinuntertransportiert. Die Moebel werden nicht unbedingt ausgeraeumt, es werden nur die Tueren und die Schubladen mit Klebeband zugemacht. Die Moebel werden wenn moeglich auch nicht auseinander genommen. Alles wird dann mit Spannsets auf den Lieferwagen festgemacht, und ab zum neuen Haus. Abfall wird grob getrennt (Papier oder Sonstiges), Moebel, Kuehlschrank und andere Gegenstaende, die weggeworfen werden, werden auf die Strasse gestellt. Ploetzlich erscheint ein anderes Fahrzeug und packt den Kuehlschrank ein, kursiert durchs Quartier und meldet per Megafon: "Stereoanlagen, Computer, Kuehlschraenke, Fernsehgeraete zum Wegwerfen? Wir sind fuer Sie da!" Der Recycling-Business laueft in Korea auf Hochtouren, wie man sieht!

Die neue Wohnung:

Bei der neuen Wohnung angekommen, ist ein Fliessbandfahrzeug schon da. Wahrscheinlich gibt es solche in jedem Quartier, auf die Hoehe der Gebaeude angemessen... Das groesste Fenster wird auch hier frei gemacht, und schon wird das Ganze abgeladen und neu eingerichtet. Das Mittagessen wird vom China-Restaurant nebenan hochgebracht und nach zwei Stunden ist der Umzug beendet.

Hektische Zeiten

Keine Angst, wir sind nicht untergetaucht oder nach Nordkorea ausgewandert. Uns gibt es immer noch. Unsere Stille hier auf dem Blog hat aber einen guten Grund: mit 12-monatigen Zwillingen gibt es immer was zu tun, und da bleibt wenig Zeit uebrig zum Bloggen. Dann fehlt manchmal auch der Wille, sich an den Computer zu setzen und etwas Serioeses zu machen. Denn ja, Bloggen ist eine serioese Sache! Wenn die Kleinen nicht gerade aufwachen, werden in Kuerze einige Eintraege folgen.